
Mit dem Claus-Köpcke-Preis wird das besondere – vor allem ehrenamtliche – Engagement von Menschen und Vereinen unterstützt, die sich einem sehr interessanten Teil unserer Wirtschafts- und Heimatgeschichte widmen.
Die stürmische wirtschaftliche Entwicklung der Industriezentren in Sachsen zum Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts wäre ohne die verkehrstechnische Erschließung des ländlichen Raums mittels der Schmalspurbahnen undenkbar gewesen.
Es geht dabei aber nicht nur um Technikgeschichte, sondern auch um die Gegenwart und die Zukunft dieses traditionsreichen Verkehrsmittels. In bestimmten Regionen unseres Landes ist der Tourismus zu einer wichtigen wirtschaftlichen Größe geworden, dessen Potenzial erschlossen werden muss. Die sächsischen Schmalspurbahnen haben dabei ein besonderes Alleinstellungsmerkmal, weil es in Deutschland keine Region mehr gibt, wo auf so engem Raum immer noch so viele Schmalspurbahnen – zumal mit historisch wertvollem Fahrmaterial – vorhanden sind.
Der Preis wird für besondere Verdienste und Projektvorhaben zum Erhalt, zur Weiterentwicklung sächsischer Schmalspurbahnen und ihrer Geschichte verliehen.
Bewerbungen und Vorschläge zu Projekten, Aktionen und Vorhaben von Einzelpersonen, Gruppen, Vereinen oder Unternehmen, die das Ziel haben, die sächsischen Schmalspurbahnen zu erhalten und weiter zu entwickeln, sind erwünscht. Gleichermaßen preiswürdig sind Projekte zur Pflege der Geschichte der sächsischen Schmalspurbahnen.
Insbesondere zählen hierzu bereits umgesetzte oder in Vorbereitung bzw. Realisierung befindliche Projekte aus den Themenbereichen:
- Sicherung, Erhalt und Wiederaufbau von Strecken oder Bahnbauwerken
- Sicherung, Erhalt und Wiederinstandsetzung von Fahrzeugen, Wagen und sonstiger Schmalspurbahntechnik
- Erforschung und Dokumentation der Geschichte sächsischer Schmalspurbahnen
- Integration der sächsischen Schmalspurbahnen in die regionale Wirtschaftsentwicklung, insbesondere integrierter touristischer Lösungen
- Einbindung von Schmalspurbahnen in den ÖPNV und Vorhaben zur Entwicklung des ländlichen Raums
Zwischen 2003 und 2011 wurde der Claus-Köpcke-Preis durch den Verein zur Förderung sächsischer Schmalspurbahnen in der Kategorie Technik/Bauten in drei Preisstufen vergeben. Hinzu kamen im Zeitraum 2005 bis 2011 die Vergabe des Claus-Köpcke-Medienpreises, 2010 und 2011, der Claus-Köpcke-Tourismuspreis und 2011 der Claus-Köpcke-Modellbahnpreis sowie der Claus-Köpcke-Regelspurpreis. Darüber hinaus wurden herausragende Leistung von Einzelpersonen und Institutionen mit dem bedarfsweise vergebenen Claus-Köpcke-Sonderpreis ausgezeichnet.
Seit 2012 wird die Vergabe des Claus-Köpcke-Preises durch die Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen auf jeweils einen herausragenden Preisträger im jeweiligen Jahr konzentriert.
Claus-Köpcke-Preis 2019/20 für Dr. Steffen Henkel
Die Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen ehrte in einer festlichen Veranstaltung am 27.08.2021 den langjährigen Landesbeauftragten für Bahnaufsicht Dr. Steffen Henkel mit dem Claus-Köpcke-Preis.
Helge Scholz, Chefredakteur des DAMPFBAHN-Magazins würdigte in seiner Laudatio Dr. Henkel für sein mehr als drei Jahrzehnte umfassendes außerordentliches Engagement für die Schmalspurbahnen in Sachsen. Ging anfangs um den schlichten Erhalt der noch vorhandenen Bahnen, begleitete Dr. Henkel seit den neunziger Jahren die vielen Projekte des Erhalts und des Wiederaufbaus von Infrastrukturanlagen, aber auch Fahrzeugen. Dazu zählt u. a. die Wiederzulassung des letzten historischen Triebwagens, wie auch der Neubau der ersten sächsischen Schmalspurlokomotive I K Nr. 54 – Projekte, die ohne seine Unterstützung nicht möglich gewesen wären. Aber auch der Wiedersaufbau in Jöhstadt und Schönheide, bei der Döllnitzbahn, bei der Waldeisenbahn in Weißwasser oder bei der Schwarzbachbahn sind zu erwähnen. Der Wiederaufbau der von der Flut 2002 zerstörten Weißeritztalbahn war ein ganz besonderes Projekt, auch wenn es vom Steuerzahler mit vielen Millionen finanziert wurde. Die Möglichkeit, dort wieder mit der Bahn einen Teil unserer sächsischen Heimat erfahren zu können und der Region damit auch im Tourismus eine Chance zu geben, sind mit seinem Agieren – weit über die beruflichen Aufgaben hinaus – verbunden.
Die Aufzählung ist unvollständig. Jedes Bahnunternehmen und jeder Verein in Sachsen, für die er „zuständig“ war, werden über viele Beispiele einer sehr korrekten und dennoch so wohlwollenden Begleitung berichten können.
Sachsen hat mit seinen sächsischen Schmalspurbahnen eine besondere Stellung in Deutschland und darüber hinaus erlangt. Das langjährige Wirken von Dr. Steffen Henkel war dafür eine besondere Unterstützung.
Foto: SSB
Bisherige Preisträger des Claus-Köpcke-Preises
Der Claus-Köpcke-Preis wird seit 2003 in der Kategorie Projektarbeit „Technik/Bauten“ vergeben.
Jahr | Preisträger | |
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2019/ 20 | Dr. Steffen Henkel Landesbevollmächtigter für Eisenbahnaufsicht Sachsen | |
2017/18 | SDG Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft mbH Sonderpreis an Ralf Kempe | |
2016 | Schwarzbachbahn e.V., IG Preßnitztalbahn e.V., IG Verkehrsgeschichte Wilsdruff e.V., IV Zittauer Schmalspurbahn e.V. | |
2015 | Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn e.V. | |
2014 ( Galerie) | Förderverein Dresdner Parkeisenbahn e. V. für die Kinder- und Jugendarbeit zur Nachwuchsgewinnung bei der Erhaltung des Kulturerbes ( weitere Informationen) | |
2013 | DAMPFBAHN-ROUTE Sachsen als einzigartige Plattform zur nachhaltigen gemeinsamen Vernetzung der Angebote rund um die sächsischen Schmalspurbahnen | |
2012 | Sächsischer Landtag für das Parteiübergreifende politische Bemühen um die nachhaltige Sicherung für den Fortbestand und zukunftsgerichtete Strukturen der sächsischen Schmalspurbahnen | |
2011 | 1.Preis | Waldeisenbahn Muskau e.V., Waldeisenbahn Muskau GmbH für die Gesamtentwicklung mit Lokwerkstatt, Fahrzeugen und Besucherzentrum |
2.Preis | IG Weißeritztalbahn e.V., Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft mbH, Verkehrsverbund Oberelbe GmbHSonderverkehre zwischen Obercarsdorf und Schmiedeberg | |
3.Preis | Landkreis Görlitz, SOEG mbh, IV Zittauer Schmalspurbahnen e.V., Ostsächsische Eisenbahnfreunde e.V.Wiederaufbau des Personenwagens 970-314 mittels Jobinitiative | |
2010 ( Galerie) | 1.Preis | Döllnitzbahn GmbH für die Gesamtleistung der nachhaltigen Neuausrichtung und Konsolidierung des Unternehmens |
2.Preis | Museumsbahn Schönheide e.V. für Ausbildung des Kesselwärters | |
3.Preis | IG Weißeritztalbahn e.V. Restauration der Bahnhofsgebäude am Bahnhof Seifersdorf | |
2009 ( Galerie) | 1.Preis | Mitglieder der Arbeitsgruppe Technik des Projektes „sächsische I K Nr. 54“ Technische Gesamtverantwortung für das Projekt Neubau I K Nr. 54 |
2.Preis | Interessenverband der Zittauer Schmalspurbahnen e.V. Renovierung Empfangsgebäude und Rekonstruktion Güterboden vom Bahnhof Bertsdorf | |
3.Preis | Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH Team LKW-Spezialtransporte Transport historischer Eisenbahnfahrzeuge,insbesondere von Schmalspurbahnen | |
2008 | Museumsbahn Schönheide e.V. für den Wiederaufbau und den Museumsbetrieb zwischen Stützengrün und Schönheide | |
2007 | 1.Preis | SOEG Sächsisch-Oberlausitzer Eisenbahn Gesellschaft mbH für das Gesamtprojekt der Entwicklung der Zittauer Schmalspurbahn |
2.Preis | Sächsisches Schmalspurbahnmuseum Rittersgrün e.V. für 30 Jahre Vereins- und Museumsarbeit | |
3.Preis | Waldeisenbahn Muskau e.V. für die touristische Erschließung der Waldeisenbahn und den Museumsaufbau | |
2006 | 1.Preis | Traditionsbahn Radebeul e.V. mit dem Projekt Erhalt des historischen Zuges der königlich sächs. Staatseisenbahn |
2.Preis | Schwarzbachbahn e.V. für das Projekt „Wiederaufbau Bahn-Lohsdorf“ | |
3.Preis | Förderverein Westsächsische Historische Eisenbahnen e.V. für die originalgetreue Sanierung des Empfangsgebäudes Schönheide-Süd | |
2005 | 1.Preis | Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn e.V. für den Wiederaufbau Preßnitztalbahn zwischen Jöhstadt und Steinbach |
2.Preis | Förderverein „Wilder Robert“ e.V., Gemeindeverwaltung Sornzig-Ablass für den Wiederaufbau des Streckenabschnitts Nebitzschen-Glossen | |
3.Preis | Traditionsverein Rollbockbahn e.V. mit dem Projekt der Restaurierung eines originalen Personenwagens | |
2004 | 1.Preis | Interessengemeinschaft Verkehrsgeschichte Wilsdruff e.V. mit dem Neuaufbau des historischen Bahnpostwagens Kaiserliche Post Nr. 2680 |
2.Preis | Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V. mit dem Wiederaufbau des ehemaligen Bahnhofs Carlsfeld | |
3.Preis | Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn e.V. mit der Streckenfernsprechleitung | |
2003 | 1.Preis | Interessenverband Zittauer Schmalspurbahnen e.V. mit der Wiederinbetriebnahme des Schmalspurtriebwagens VT 137 322 |
2.Preis | Museumsbahn Schönheide e.V. mit der Wiederinbetriebnahme der nach ihrer Betriebsnummer 99 516 | |
3.Preis | Heimatverein Käbschütztal e.V. mit dem Wiederaufbau des ehemaligen Schmalspurbahnhofes Löthain |
Preisträger in weiteren Kategorien
Claus-Köpcke-Medienpreis 2005 – 2011
Neben der Vergabe des Claus-Köpcke-Preises in der Kategorie Projektarbeit „Technik/Bauten“ wurde dieser im Zeitraum von 2005 – 2011 auch in der Kategorie „Medien“ vergeben, um Publikationen (Bücher, Kalender), aber auch Filme, Internetpräsentationen usw. in einer separaten Kategorie zu bewerten.
Jahr | Preisträger |
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2011 | Peter Wunderwald für das Buch „Das Mittelsächsische Schmalspurbahnnetz“ |
2010 | Jörg Müller und Helge Scholz als Chefredakteure der Aktion „Rettet die Bahnzeit“ |
2009 | Team MDR-Bahnzeit und MDR 1 Radio Sachsen Begleitung I K-Tour/DAMPFBAHN-ROUTE Sächsische Schmalspurbahnen |
2008 | Jörg Müller als Herausgeber der Eisenbahnzeitschrift „Der Preß´-Kurier“ |
2007 | CFT Video und news.doc GmbH für die langjährige Berichterstattung |
2006 | SZ-Sommerserie der Sächsischen Zeitung für die Artikelreihe über die sächsischen Schmalspurbahnen |
2005 | Team Neidhardt für die Bildbandreihe „Schmalspur – Album Sachsen“ |
Claus-Köpcke-Tourismuspreis 2010 – 2011
Neben den bewährten Kategorien „Technik/Bauten“ und „Medien“ wurde 2010 erstmalig der Claus-Köpcke-Preis in der Kategorie „Tourismus“ – in enger Zusammenarbeit mit dem Landestourismusverband Sachsen e. V. – vergeben. Ziel dieser Preiskategorie war es, besondere Ideen der Verbindung verschiedener touristischer Angebote bekannt zu machen und den besten Vorschlag auszuzeichnen.
Jahr | Preisträger |
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2011 | VSE e.V., DB RegioNetz Erzgebirgsbahn, Annaberg-Buchholz, Crottendorf, Raschau-Markersbach, Scheibenberg, Schlettau, Schwarzenberg für das Projekt „Erzgebirgische Aussichtsbahn“ |
2010 | Sachsenträume GbR für sein Programm „Braumeister Dampfzug“ |
Claus-Köpcke-Modellbahnpreis 2011
Neben den altbewährten Kategorien „Technik/Bauten“, „Medien“ und „Tourismus“ wurde 2011 der Claus-Köpcke-Preis in der Kategorie „Modellbahn“ vergeben, um die Darstellung sächsischer Vorbilder im Modelleisenbahnbereich zu würdigen.
Jahr | Preisträger |
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2011 | profi modell thyrow Ausbau „Programm Technomodell“ |
Claus-Köpcke-Regelspurpreis 2011
Neben den altbewährten Kategorien „Technik/Bauten“, „Medien“ und „Tourismus“ wurde 2011 der Claus-Köpcke-Preis in der Kategorie „Regelspur“ vergeben. Ziel dieser Preiskategorie ist es Projekte, die sich dem Erhalt und der Erschließung des regelspurigen Eisenbahnerbes in Sachsen widmen, auszuzeichnen.
Jahr | Preisträger |
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2011 | Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH 10-jährige Firmenentwicklung |
Claus-Köpcke-Sonderpreis
Es gibt mehrere Preisträger des „Claus-Köpcke-Sonderpreises“.
Jahr | Preisträger |
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2015 | Ehrenpreis an Helmut Neumann für sein außergewöhnliches Engagement bei der Ausbildung von Dampflokführer/innen und der lebendigen Wissensvermittlung zur historischen Dampflokomotivtechnik |
2010 | Sonderpreise in der Kategorie Medien: Hagen von Ortloff und MDR Landesfunkhaus Sachsen Programmbereich Fernsehen |
2009 | „Große Feldbahnübung Seeligstadt 2009“ |
2006 | Gernot Bahr für sein beeindruckendes Zeichnungsarchiv sächsischer Schmalspurbahnen |
2006 | Günter Meyer für sein Lebenswerk als Eisenbahnfotograf. Der aus Aue stammende, fast Achtzigjährige ist weit über Sachsen hinaus bekannt für seine tollen Schmalspurbahnen-Aufnahmen. |
2004 | Interessengemeinschaft Weißeritztalbahn e.V. für die Gesamtbemühungen des Vereins zum Wiederaufbau der Weißeritztalbahn |
Über Claus Köpcke
Kein Name aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik ist so eng mit dem Bau der sächsischen Schmalspurbahnen verbunden, wie der von Prof. Claus Köpcke.
Geboren am 28.10.1831 in Hannover, studierte er bis 1852 in Hannover und legte dort die Staatsprüfung für Ingenieurwesen und Architektur ab.
Zuerst als Ingenieur in Harburg und im preußischen Handelsministerium tätig, wurde er 1869 als Professor für Eisenbahn-, Wasser- und Brückenbau an das Polytechnikum Dresden – die heutige Technische Universität – berufen.
1872 trat er in den Dienst der für den Eisenbahnbau zuständigen III. Abteilung des Königlich Sächsischen Finanzministeriums, wo er als Geheimer Finanzrat und Vortragender Rat wesentliche Verantwortung für die Entwicklung der sächsischen Schmalspurbahnen trug.
Von ihm stammen wesentliche Impulse für den Bau mehrerer Schmalspurbahnstrecken. Er forcierte die Erschließung der ländlichen Regionen Sachsens mittels Schmalspurbahn und trug damit entscheidend zum wirtschaftlichen Aufschwung Sachsens zu Beginn des 20. Jahrhunderts bei.
Claus Köpcke blieb auch während seiner Zeit als Geheimer Finanzrat als Ingenieur tätig und leistete wichtige Beiträge zum Eisenbahnbau, wie z. B. dem Bau von Dreischienengleisen für die platz sparende Verbindung von Schmalspur- und Regelspurgleisen in Bahnhöfen, die Statik von Bahnbrücken oder die Gestaltung der Bahnanlagen in Dresden.
Die Krönung seiner Ingenieurleistung ist die Konstruktion des „Blauen Wunders“ in Dresden, einem Bauwerk, das allerdings nichts mit Eisenbahnen zu tun hat.
Das Kuratorium
Auf der Grundlage der eingereichten Vorschläge und Bewerbungen trifft das Kuratorium seine Entscheidung über die Preisträger. Die Entscheidungsfindung ist geheim und rechtlich nicht anfechtbar.
Dem Kuratorium für den Claus-Köpcke-Preis gehören an:
- Dr. Steffen Henkel
Landesbevollmächtigter für Bahnaufsicht des
Freistaates Sachsen
Thomas Möckel
Mitglied des Stiftungsvorstandes Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen- Dr. Matthias Rößler
Präsident des Sächsischen Landtags
- Prof. Hans-Christoph Thiel
Technische Universität Cottbus
- Dr. Andreas Winkler
Vorsitzender des Stiftungsvorstandes
Stiftung Sächsische Schmalspurbahnen